Rassenportrait Australian Cattle Dog (ACD)

Ursprung:

 

Klassifikation FCI:

 

Widerristhöhe:

Australien

 

Gruppe 1, Hüte- und Treibhunde

 

Rüden 46 - 51 cm, Hündinnen 43 - 48 cm


Verhalten und Wesen

Der Australian Cattle Dog ist ein ausgesprochener Arbeitshund mit viel Arbeitseifer, Energie und einer schnellen Auffassungsgabe - eben ein echter Workaholic! Durch seine grosse Führigkeit sowie dem angeborenen Arbeitswillen lässt sich der Australian Cattle Dog sehr variabel ausbilden. Da dieser sehr führerbezogen ist, benötigt er eine konsequente und artgerechte Erziehung. Dies setzt allerdings auch grosses Durchsetzungsvermögen und Ausdauer des Halters voraus. Kadavergehorsam und Zwang kennt der Australian Cattle Dog nicht. Fremden gegenüber ist er manchmal eher reserviert.

 

Die ursprüngliche Zucht auf Leistung war hart. Die Siedler züchteten nur mit den besten Treibhunden und den unbestechlichsten Wächtern. Diese Merkmale finden wir noch heute im Australian Cattle Dog. Es ist schwierig, "den" Cattle Dog zu beschreiben. Es gibt ein breites Spektrum - vom liebenswürdigen, pflegeleichten Schmusehund bis zum anspruchsvollen, dominanten Streber. Der Australian Cattle Dog wird auch heute noch an der Herde oder als Hilfe in der Rinderzucht bzw. Milchwirtschaft ausgebildet und eingesetzt. Die dazu notwendigen Instinkte sind in Australian Cattle Dogs immer noch vorhanden.

Charakter, Dingo-Persönlichkeit

Das Dingo-Erbe zeigt sich beim ACD oft in einer vielfältigen stimmlichen Ausdrucksweise und ausgeprägtem Territorialinstinkt. Der Cattle Dog ist witzig und ausdrucksstark, mit einem originellen Sinn für Humor. Man sieht ihm geradezu an, was er denkt. Viele Hunde sind überdurchschnittlich intelligent und weil sie ihrem Menschen gerne gefallen möchten, sind sie auch gut zu erziehen. Sie sind oft sehr vokal und machen mit Singen, Jodeln, Quietschen und gurgelnden Lauten auf sich aufmerksam. ACD´s sind keine Kläffer - sie bellen, um zu warnen oder wenn sie hoch im Trieb sind. Gelangweilte und unterforderte Hundekönnen sich bellend oder zerstörerisch beschweren. Eine besondere Eigenschaft des ACD ist der Nasenstubbs. Will der Hund beachtet werden, stösst er ziemlich heftig mit der Nase oder er zwickt ganz fein mit den Zähnen. Auf die gleiche Art können sie andere Hunde zum Spielen auffordern. Etwas anders ist das Fersenbeissen, das dem ACD im Blut liegt. Es ist die Spezialität des ACD oder Blue Heelers, um Schafe, Rinder etc. wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

Als reiner Familienhund ist er äusserst anspruchsvoll und sollte - neben den täglichen Spaziergängen - auch noch anders beschäftigt werden, beispielsweise durch Hundesport wie Agility, Obedience, Turnierhundesport, Discdogging, Trial, Vielseitigkeitssport etc. Auch als Rettungshunde werden mittlerweile einige ACD mit Erfolg eingesetzt. Der Australian Cattle Dog ist ein Multitalent und gut zu erziehen, weil er seinem Meister gefallen will. Allerdings hat er auch seine Eigenarten: Kadavergehorsam ist ihm fremd. Er will so motiviert werden, dass er das Gefühl hat, es sei seine Idee. Der Australian Cattle Dog ist in der Lage selbständig zu denken. Hat er eine Aufgabe gut gemacht, erwartet er sofort eine Bestätigung. Bei mehrfacher, langweiliger Wiederholung hängt er ganz einfach ab. Rüden können sehr rangbewusst sein. Unsichere und inkonsequente Menschen sollten keinen Cattle Dog halten. Im Umgang mit anderen Hunden kann der ACD anstrengend sein. Vor allem Rüden gehen gerne mal auf eine Kampfaufforderung ein. Gut sozialisierte Welpen (in der Familie aufgezogen) sind generell freundlicher und umgänglicher. Australian Cattle Dogs sind beliebte Reitbegleithunde, da sie einen wenig ausgeprägten Jagdinstinkt besitzen.

Allgemeines Erscheinungsbild

 

 

 

 

Das allgemeine Erscheinungsbild stellt einen kräftigen, kompakten und symmetrisch gebauten Gebrauchshund dar, der die Fähigkeit und den Willen hat, die ihm zugewiesene Aufgabe zu erfüllen, wie beschwerlich sie auch sei.

 

Die Vereinigung von Substanz, Kraft, Ausgewogenheit, Leistungsfähigkeit und starker Muskulatur muss den Eindruck von grosser Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer erwecken. Jedes Anzeichen von Schwerfälligkeit oder Schwächlichkeit ist ein schwerer Fehler.

Farben

Rot, rot gesprenkelt (red speckled)

Die Farbe besteht ausgleichmässiger und überall gut verteilter roter Tüpfelung, einschliesslich der Unterwolle (weder weiss noch cremefarben), mit oder ohne dunklere, rote Abzeichen am Kopf. Gleichmässig verteilte Abzeichen am Kopf sind erwünscht. Rote Flecken am Körper sind zulässig aber nicht erwünscht.

 

Blau, blau gesprenkelt (blue speckled) und blau getüpfelt (blue mottled)

Die Vorderläufe sind von den Zehen bis hinauf zur Mitte ganz lohfarben. Die Lohfarbe erstreckt sich an der Front über die Brust und die Kehle und findet sich auch an den Kiefern. Die Hinterhand zeigt Oberschenkel. Diese verläuft über die Knie und die Vorderseiten der Läufe bis hin zu den Sprunggelenken, von wo aus auch die Aussenseiten der Läufe bis hinunter zu den Zehen lohfarben sind. Lohfarbene Unterwolle ist am Körper erlaubt, sofern sie nicht durch das blaue Deckhaar durchschimmert. Schwarze Flecken am Körper sind nicht erwünscht.

Die Historie des Australian Cattle Dog

Den Australian Cattle Dog kann man als eine verhältnismässig neue Züchtung bezeichnen. Was man herausfand, ist, dass man nicht weiss, wieviel von den aufgeschriebenen oder weitergebenen Information über die Wurzeln der ACD Zucht definitiv vollständig und wahr ist. Geschichtlich betrachtet ist der Inhalt eines Abstammungsnachweises im Prinzip immer nur eine Auflistung von Namen und Daten welche in den Anfängen nur so akkurat und vollständig sind wie die Informationen der Personen, welche sie erstellt haben.

 

Eine der ersten Aufzeichnungen und Überlieferungen zum ACD stammen aus den Veröffentlichungen des R. Kaleski zwischen 1835 und 1840 über den Hall´s Heeler. Einen blauen, dingoartigen kleinen Hund aus den Hunter Valleys. Mr. Thomas Smith Hall, ein Mitglied einer bekannten Siedlerfamilie importierte zwei Blue Merle Highland Collies. Diese Hunde waren bekannt für ihre Arbeitsqualitäten am Rind. In einem Zuchtversuch diese Hunde für die australischen Verhältnisse zu optimieren, kreuzte er die Collies mit Dingos.

 

Eine der wichtigsten Personen in der Geschichte der ACD, war der Journalist R. Kaleski (1877-1961). Robert Kaleski begann mit seinem 16. Lebensjahr die Zucht der ACD´s und führte diese bis zu seinem Tod im Jahr 1961 fort. Kaleski war verantwortlich für viele Publikationen zum Thema Cattle Dog und er stellte als erster einen Standard für Australian Cattle Dogs im Jahre 1903 auf. Im Jahre 1904 wurde dieser Standard vom Kennel Club of New South Wales übernommen. Von der Substanz gleicht der Kaleski Standard dem heute gültigen Standard des Australian National Kennel Council. Robert Kaleski veröffentlichte im Jahre 1914 das Buch "Australian Barkers and Biters". Seine Theorien sind teilweise umstritten, jedoch gilt Mr. Kaleski zweifelsohne zu den Begründern der ACD-Zucht.

Zeitgleich mit Kaleski begannen J. und H. Bangust, C. Pettit, J. Brennan, A. Davis und Tom Bentley die Zucht von ACD's. Es gibt viele Theorien über Einkreuzungen und Zuchtversuche. Eine Theorie besagt, dass Dalmatiner von den Bangusts eingekreuzt wurde um die psychischen Fähigkeiten im Umgang mit Menschen und vor allem mit Pferden zu verbessern. Vieles spricht aus der heutigen Sicht der Dinge für diese Annahme. Farbgebung, weissgeborene Welpen, aber auch Probleme mit der Bezahnung sowie die Taubheit könnten aus den Dalmatinereinkreuzung entstanden sein. Ebenso umstritten ist die Annahme, dass Australian Shepherds sowie Kelpies an der Entstehung der ACD mitgewirkt haben.

Was jedoch als bewiesen betrachtet wird, ist die Einkreuzung des weissen, englischen Bullterriers. R. Kaleski schreibt in einer Abhandlung R.A.S. Annual of New South Wales 1911, dass das dritte "blood" die dritte Rasse, welche eingekreuzt wurde (der Bullterrier) die Zucht von Grund auf durchdrungen hatte. Das Ergebnis waren schön gezeichnete, blau oder rot speckled gefärbte Hunde, welche exakt wie ein kleinerer etwas breit geratener Dingo aussahen, vor Arbeitseifer überschäumten und die Sensibilität eines „Christen“ aufwiesen.

 

Der Einfluss von anderen Linien aus Zuchtversuchen in Richtung ACD ist ebenfalls zu erwähnen. Die Kreuzungen mit Smithfield Collies durchgeführt von Mr. Rose in Campbelltown New South Wales gingen definitiv in diese Richtung. Fotografien zeigen einen gleichmässig blue speckled gefärbten Hund, mit kleinen, stehenden, spitz zulaufenden Ohren, ausgeprägter Gebissmuskulatur, starkem Nackenbereich, waagerechter Rückenlinie und dem typischen Collie Tail. Dieser Hund war etwas leichter und somit evtl. auch etwas schneller als die Züchtungen von R. Kaleski.

 

Mr. Alan Forbes, welcher sein Leben als erfolgreicher Züchter und mit Nachforschungen zur Historie der Cattle Dog Zucht verbrachte, schrieb in seiner Interpretation des ACD Standard für den R.A.S.K.C. es bestünde immer noch Uneinigkeit darüber, welche Rassen zu der aktuellen Züchtung führten. Der Grundsatz besteht jedoch, dass sich der Australian Cattle Dog hauptsächlich aus der Kreuzung von Dingo und Blue Merle Collie mit späterer Einkreuzung von Bullterrier Blut entwickelt hat.